EZB-Präsidentin Christine Lagarde glaubt weiter nicht an eine dauerhaft hohe Inflation. Das äußerte sie bei einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments. Was bedeutet das für die Zinsen?

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB-Präsidentin Lagarde sieht keinen Grund, die lockere Geldpolitik zu straffen
  • Sie geht davon, dass die Inflation 2022 zwar hoch bleiben, aber bis Jahresende sinken wird
  • Der Druck aus den Reihen der EZB-Ratsmitglieder, eine geldpolitische Wende einzuleiten, wächst jedoch

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Erster Zinsschritt noch 2022?

Zwar geht Lagarde davon aus, dass die Inflation auch Ende 2022 noch über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent liegen wird. Allerdings soll sie im Laufe des Jahres sinken. Deshalb sieht Lagarde keinen Grund, die lockere Geldpolitik zu straffen.

Ein Ende der Anleihekäufe sei jedoch Voraussetzung für eine Zinsanhebung. Damit bleibt Lagarde bei ihrer Position. Das klingt nicht nach einem Zinsschritt 2022. Allerdings fällt auf, dass Lagarde eine Zinserhöhung 2022 auch nicht ausschließt – und der Druck auf die EZB-Präsidentin wächst.

EZB-Ratsmitglieder uneinig

So wiederholte Lagarde nicht ihre Einschätzung, dass eine Zinswende 2022 sehr unwahrscheinlich sei. Außerdem sind sich die EZB-Ratsmitglieder über weitere Schritte derzeit nicht einig. Bleibt die Inflation auf sehr hohem Niveau, könnte auf der Sitzung im März entschieden werden, das Anleihekaufprogramm APP schneller zurückzufahren. Mit dessen Auslaufen und dem Ende des PEPP-Notprogramms wäre der Weg für eine Zinserhöhung frei.

So sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: „Wenn sich das Bild bis März nicht ändern sollte, werde ich mich dafür aussprechen, die Geldpolitik zu normalisieren.“ [1] Darüber hinaus ergänzte er: „Nach meiner Einschätzung sind die ökonomischen Kosten deutlich höher, wenn wir zu spät handeln, als wenn wir frühzeitig handeln.“ Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel zeigte sich zudem auf Twitter offen für eine Zinswende.

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Weiterführender Link

[1] Handelsblatt – Bundesbank-Präsident rechnet mit über vier Prozent Inflation
Handelsblatt – Lagarde dämpft Zinsfantasien etwas